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Samstag, August 22, 2009

Zug 884

Mir läuft die nase wie schwein. Permanentes auf toilette rennen. Vor mir Papiertaschentücher zerknüllt auf dem Tisch, eins davon steckt in meiner Nase. Das scheiß rechte Auge tränt ununterbrochen. Bohrender Kopfschmerz. Ich halte, ohne zu lesen, ein Buch mit angedeuteter dreier Fick Stellung auf dem cover, in der Hand. Neben mir auf dem Platz Tabletten gegen alles. Ich bilde mir ein, dass meine Sonnenbrille gegen irgendeins der oben genannten Symptome hilft. Zusammengekauert hänge ich in der Ecke eines Zugabteils. Es traut sich nun eine Happyfamilie mit drei Kindern in Bayern München Trikots in meinen Zwinger. Ich habe doch meine riesentasche demonstrativ über zweieinhalb Plätze gestellt und ich habe doch den ganzen Tisch mit Dingen dekoriert, meine Schuhe liegen mitten im Abteil...war das nicht genug.
Tasche, Tisch, Nasenpfropf, Pornobuch, Sonnenbrille, Tabletten, Schuhe. Kann mir diese Unordnung nicht wenigstens eine Happyfamilie fernhalten, die in den Schwarzwald fährt. Was sind denn das für Eltern? Die Mutter und die Kinder spielen ununterbrochen SchnikSchnakSchnuk. Der Vater redet Bundesligamüll mit einem der Jungs. Ich traue mich kaum mein Buch zu heben. Ich nehme die Brille ab und ziehe mir den Tempopropf aus der Nase. Alles nützt nichts. Ich sietze da und sterbe langsam weg im Schatten dieser Waschmittelwerbefamilie. Normal sein geht jetzt nicht mehr, ich kann nicht mehr Normal sein. Alles was ich tue wirkt roboterhaft. Ich traue mich nicht mehr auf Toilette weil das komisch wirken könnte, abgesehen davon könnte ich stolpern und das wäre doppelt komisch. Ich sitze da, montiert in diese Szene. Bis die einwandfrei Idylle verschwindet werde ich steif dasitzen und krampfhaft versuchen das Buch Wort für Wort zu lesen, im zweifelsfalle jedes Wort nocheinmal zu lesen, da ich ja lese. Ich schaue aus dem Fenster und gucke mir die repetive Landschaft an. Sie ist Schön. Ich will am Computer arbeiten, tue es aber nicht da ich den Bengeln kein Fressen anbieten möchte, mich mit beknackten Kinderfragen zu attackieren, denn die (wilde Kerle)Bande starrt schon die ganze Zeit auf meinen Computer. Ehe ich dann zu tode gelangweilt, vor Paranoidität implodiere, erlöst mich die furchtbar ätzende Lautsprecherstimme. Sie sagt, dass ich nach Lichtjahren Geisterfahrt durch die Hölle endlich aussteigen darf.

3 Kommentare:

victor electric hat gesagt…

schön, brillisnt eingefange. die bahnfahrt wird hier ja schon zu einem meme, siehe die geschichte von hugo montenegro, meine in herzberg.... wobei bei hugo auch noch titten involviert waren...

p.s. ich habs geschafft mit ner ausgebreiteten mcdonalds mahlzeit mir alle vom leib zu halten, der gestank u know!

Anonym hat gesagt…

geradezu wunderherrlich, fühl mich selbst schon etwas kränklich durch's lesen. ist es die schweinegrippe?
zu viktor: mcdonanlds halte ich auch für eine sehr gute abschreckung; der faulige duft der fleisch&brötchenpampe treibt mir, bei meinen bahnfahrten, regelmäßig den würgereiz in den hals.

jetzte erst mal gutes schnitzel ertränkt in brauner soße mit weizen.

victor electric hat gesagt…

mc donalds is super, die leute seh die tüte und denken sich, boah nee ey, das halt ich nich aus während man selbst im geschmacksverstärkerrausch sich über den wamst streicht und die beine hochlegt....

bei mir wirds jetz richtig fürstlich mein lieber, in 45 werde ich mir ein fantastisches steak mit gorgonzolasoße und großem beilagensalat reichen lassen, denn: montag is steaktag, ha!